Seltsame Wesen
"Seltsame Wesen gibt es hier" denkt
er sich. Besonders seltsam findet er die '
Zweibeiner ', wie er sie nennt. Auf zwei Beinen
zu gehen, wie man nur auf solch eine Idee kommen
konnte. Er weiß nicht viel über sie, doch sie
scheinen sich für etwas Besonderes zu halten. Ständig
unterwegs, die Welt vor sich selbst zu retten.
Wahrhaft seltsame Wesen. Sich dagegen hält er für
völlig normal.
Doch wer oder was ist er eigentlich? Um
ehrlich zu sein, ich weiß es nicht. Und soll ich
mich anmaßen darüber zu entscheiden, wer er ist
und wo er ist? Nein wozu auch, fragen wir ihn
doch am besten selbst.
"Wer ich bin? Ha, ha, ha! Wer ich bin?
Das ist mal eine Frage. Wer ich bin? Spielt das
ein Rolle? Wer ich bin, macht eh wenig Sinn.
Entscheiden ist doch, dass ich bin. Ich bin! Ich!
Ich! Bin mein. Allein mein! Sein und nicht sein.
Was für eine Frage!"
Nun er scheint nicht wirklich viel über sich
zu wissen. Aber woher auch. Auch ich weiß nur
wenig über ihn. Er redet oft wirres Zeug und
scheint unter Menschen zu leben. Zumindest
vermute ich, dass dies die Wesen sind, die er
Zweibeiner nennt. Nur ich könnte wissen wer er
ist, denn er ist mein Wesen. Ich hab ihn
erschaffen und in meine Geschichte gesetzt.
Dummerweise hab ich dabei vergessen ihm seine
Geschichte zu geben. Nun hockt er da der Arme auf
allen Vieren und weiß noch nicht einmal, dass er
nicht weiß wer er ist. Allein muss er sein, oh
ja schrecklich allein. Doch fragen wir ihn am
besten wieder selbst?
"Allein? Ich allein? Nein nein nein nein!
Kann nicht sein bin doch mein und nicht allein.
Ganz allein mein bin ich, jawohl! Fragen stellst
du. Ich und Allein? Allein? Ha, ha! Allein!"
Oh ja allein ist er und er spürt es auch,
doch noch weiß er es noch nicht. Er weiß ja
noch nicht mal wer er eigentlich ist.
Gesellschaft braucht er, damit er nicht mehr
allein ist. Doch wo ist er, wohin mit der
Gesellschaft? Ich weiß es nicht, Fragen wir ihn
am besten nocheinmal selbst.
"Wo ich bin? Ha! Hier bin ich! Hier bin
ich! Spielt es eine Rolle, wo ich bin? Hauptsache
ich bin. Macht das Sinn? Bin einfach was ich bin."
So kommen wir wohl nicht weiter. Am Ende muss
ich ihm doch noch seine Geschichte geben. Doch
ist es dafür nicht vielleicht schon zu spät.
Ist das Nichts nicht schon zu seiner Geschichte
geworden? Ein Wesen aus Nichts an einem Ort aus
nichts. Doch was ist das? Da krabbelt er plötzlich
auf allen Vieren voran, und jetzt versucht er
auch noch sich zu erheben und er bleibt stehen.
Ein Zweibeiner, kann das denn sein? Wer weiß es?
Doch da sinkt er auch schon wieder nieder. Für
einen kurzen Moment, war ich versucht zu glauben,
dass er ein Baby sei, das seine ersten Schritte
macht. Aber ein Baby, das schon sprechen kann?
Nein, das kann nicht sein. Kann nicht sein! Aber
ich, ich hab zwei Bein und bin mein und das kann
sein! Kann sein! Nein, darf nicht sein! Reiß
dich zusammen, die Geschichte braucht ein Ende.
Gib mit dir nicht die Geschichte und ihn verloren!
Reiß dich zusammen! Werd nicht wie er, mein
Lieber Herr! Was passiert mir? Werd´ ich jetzt
wirr? Und schon sink ich auf alle vier! Jetzt bin
ich hier und will ein Bier. Ich werd´ zum Tier!
Doch was seh´ ich da, er ist ja sie! Ein
weibliches Wesen ihr habt es gelesen, oh was bin
ich doch so blind gewesen. Doch egal jetzt bin
ich hier und nicht allein, will mit dir zusammen
sein. Bin ich dein und bist du mein?
"Da sag ich nein! Nein Nein Nein! Bin
mein und kann auch gut alleine sein. Bin nicht
dein, du bist allein und wirst es jetzt für
immer sein!"
Nein nicht allein sein, möchte dein sein.
"Peinsam, aber du ließt mich allein sein
und ich war einsam. Du hättest wissen müssen
wer ich bin, doch verraten wolltest du mir nichts.
Macht das Sinn? Statt dessen Fragen auf die es
keine Antwort gab, da du sie tief vergraben hast.
Jetzt fliehst du fort zu einem Ort, zu mir, doch
bin ich wirklich hier? Oder vielleicht nicht fort,
dort am Ort."
Du nimmst mir das Wort. Doch konnte ich nicht
sagen, was ich nicht wusste.
"Falsch! Was du nicht wissen wolltest
sollte es heißen. Doch ich will reisen. Hinfort
von diesem oder jenem Ort, kein Wort mehr! Ich
bin nun fort"
Fort?! Du kannst nicht fort. Wo du nicht weißt,
wo du auch bist. Von einem Ort aus zartem Nichts,
gibt es auch keine Wege fort.
"Sei still, jetzt tue ich was ich will.
Mein Reden wird klarer, meine Gedanken auch. Ich
will ich sein, nicht allein sein, will Zweibein
sein!"
Zweibein kann nur ich sein, doch bin ich nicht
gemein und lass dich nicht allein sein.
"Du hast mich schon allein gelassen, ich
werd´ jetzt alle Kräfte fassen und diesen Ort
hier fluchs verlassen!"
Sieh da, sie erhebt sich! Sie bleibt stehen,
das kann nicht gehen. Und meine Beine bleiben
schwer, ich kann nicht mehr. Bleib hier mein Kind,
ich kann nicht fort, lass mich nicht allein an
diesem Ort!
"Jetzt hockt er da der Arme Tor, doch bin
auch ich nicht klüger als zuvor. Wohin mit mir,
wo ich auch bin. Wenig macht Sinn. Doch lass mich
gehen."
Jetzt geht sie und ich bleib hier. Will jetzt
kein Bier, bin ich ein Tier? Oh mein Gott, was
wird aus mir? Doch moment, so geht das nicht,
brauch keinen Tisch, bin auch kein Fisch. Doch
war nicht ich hier mal der Gott, der Entscheidung
unfähig gewesen. Über mein Ende, kannst du
jetzt lesen. Nein! So einfach kann es doch nicht
sein! Es muss gerettet werden, was gerettet
werden kann. Ihre Geschichte braucht ein Ende.
Oder ist es meine Geschichte? Nein, es ist die
unsrige! Nun krabble ich ihr hintendrein auf
allen vieren und werde wohl zu langsam sein. Ich
rufe mein Gewissen rein 'Komm jetzt zurück, du
armes Schwein!'
"Da sag auch ich jetzt nicht mehr nein.
Bin zwar kein Schwein, doch hab erkannt, dass ich
dich brauch, vergehst du jetzt vergeh ich auch."
Da bist du ja mein Liebes Tier, komm zu mir
dann gehen wir.
"Bin ich ein Tier? Ich weiß es nicht. Du
sagst es nicht. Doch macht das nichts! Möchte
nicht mehr länger mein sein, sondern dein sein,
das wär fein"
So soll es sein. Lass uns leiten von den
Seiten bis in alle ewgen Zeiten. Du bist mein.
Ich bin dein. Und keiner ist jetzt mehr allein.
Was wir auch sind. Wo wir auch sind. Es zählt
das wir beisammen sind.
So gingen sie dann von dannen. Keiner weiß
heute mehr, wo sie sind und wer sie sind und
keiner hat es jemals gewusst, nicht einmal ich.
Obwohl ich es doch bin, der mit ihr fortgegangen
ist. Ja, ich bin es tatsächlich, auch wenn ich
es eigentlich gar nicht sein dürfte. Die
Geschichte hat den Weg vorgegeben und es gelten
seltsame Regeln in dieser Welt. Welche das sind?
Das ist wieder eine ganz andere Geschichte.
© Lars Rindfleisch
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