Texte von Lars Rindfleisch
       
       
 

Das Schreiben - Faszination und Herausforderung

Meine Mutter hatte Besuch. Großtanten und andere ältere Damen, die ich zuvor noch nie gesehen hatte, waren gekommen und ich wollte sie auch jetzt nicht sehen. Also blieb ich alleine auf dem Hof und spielte. Ein Fahrrad, ein Holzkreuz und viel Zeit genügten um in meinem Kopf eine Geschichte entstehen zu lassen. Der Begegnung mit meinen Tanten entging ich so leider nicht, aber die Idee ein Buch zu schreiben war geboren. Ich mag zehn Jahre gewesen sein und meiner damaligen Lektüre entsprechend, ich las "Pizzabande", "TKKG" und "Fünf Freunde", sollte es natürlich ein Krimi werden. Mein erstes Werk wurde nie vollendet, doch der Wunsch ein eigenes Buch zu schreiben sollte seit dieser Zeit nie mehr gänzlich verblassen.

Seit dem motiviert mich das Lesen immer wieder sehr stark zum Schreiben. Entdecke ich ein Buch, das mich besonders begeistert, flammt nicht selten der Wunsch auf, selbst so eine Geschichte zu schreiben. Nicht nur mit dem Schreiben ergeht es mir so, höre ich Musik, träume ich davon selbst einen Song zu veröffentlichen, sehe ich ein Musikvideo im Fernsehen, überlege ich wie ich mein eigenes Video gestalten würde. Doch den Traum von einer Karriere im Musikbusiness habe ich nie weiterverfolgt, stets war und ist er in weiter Ferne. Der Traum vom Schreiben jedoch ist immer nur einen Zettel und einen Stift weit weg. Mehr brauche ich nicht, alles andere steckt in mir drin und muss nur auf Papier gebracht werden. So ist der Gedanke andere Menschen mit dem zu begeistern, was einzig und allein mir selbst entsprungen ist, äußerst spannend. Mein Faulheit jedoch und das Gefühl Dinge nicht so sagen zu können, wie ich sie gerne sagen würde, bringen mich immer wieder vom Schreiben ab. So liege ich manchmal im Bett, denke an nichts bestimmtes und auf einmal spielt sich vor meinem inneren Auge ein Film ab. Ich sehe und denke eine Szene, die ich gerne schriftlich festhalten möchte. Dann vor dem Computer oder einem Blatt Papier gelingt es mir jedoch meistens nicht die Szene so darzustellen wie ich sie mir vorgestellt hatte. Beim Aufschreiben entsteht nun eine ganz andere Szene, was gleichermaßen faszinierend wie frustrierend ist. Faszinierend zeigt es doch die Möglichkeiten der Sprache, die sehr lebendig erscheint und gewissermaßen ein Eigenleben entwickelt. Frustrierend zeigt es doch die Grenzen meiner sprachlichen Fähigkeit.

So erging es mir auch mit der Geschichte an der ich zur Zeit schreibe. Diese Geschichte möchte ich diesmal jedoch zu einem Ende bringen. Sie ist mir viel zu wichtig, als dass ich sie gleich aufgeben könnte. Der Wunsch endlich intensiv in die Künste des Schreibens einzusteigen, ist demnach größer denn je. Ich möchte etwas Eigenes erschaffen. Mit allen Mitteln und ohne Beschränkungen eine eigene Welt kreieren. Dinge sollen möglich werden, die im tristen Alltag oft unerreichbar scheinen. Menschen und Tiere sollen zum Leben erwachen und sich in meinen Geschichten ihren Weg suchen. Hoffnung soll aufkeimen, Spannung, Trauer und Freude, und all das nur durch die Kraft meiner Gedanken. Die einzige Regel: Alles ist möglich! Frei nach dem Motto: Die Phantasie - unendliche Weiten - der Kopf macht sich auf Welten zu entdecken, die nie ein Mensch zuvor erdacht hat. Diese Möglichkeiten der menschlichen Schaffenskraft faszinieren und motivieren mich gleichermaßen.
Zudem hilft mir das Schreiben beim Verarbeiten von Erfahrungen und Gefühlen. Bleiben die Gedanken allein oft konfus, so hilft das Schreiben mir die Gedanken zu ordnen und das Erlebte besser zu verarbeiten. Miteinher geht der Wunsch eigene Erfahrungen mit anderen Menschen zu teilen und ihnen meine eigene Welt näher zu bringen.
Letztendlich betrachte ich das Schreiben als eine neue Herausforderung und bin gespannt wohin es mich mitnehmen wird. Welche ungeahnten Fähigkeiten ich vielleicht entdecken werde und welche Hindernisse sich mir in meinen Weg stellen. Ich freue mich auf diese Entdeckungsreise und bin wild entschlossen mit allen Mitteln gegen den ärgsten Feind des Schreibens anzugehen - meine Faulheit. Irgendwann in nicht all zu ferner Zukunft werde ich dann auf mein erstes vollendetes Werk schauen und wissen, dass es sich gelohnt hat. Bis zum Literaturnobelpreis ist es dann sicher auch nicht mehr weit. Davon gehe ich natürlich nicht aus und es ist auch nicht wirklich ein Ziel von mir, doch solange ich noch Spaß am Schreiben habe ist das ja auch nicht so wichtig.

© Lars Rindfleisch