Texte von Lars Rindfleisch
       
       
 

Matrix Nonsense
(Kritik zu "Matrix Revolutions")

Die Matrix dient zur Täuschung der Menschen - Matrix Revolutions zur Enttäuschung der Menschen. War Anfangs noch die Frage - what is the matrix? - so stellt sich jetzt die Frage: Hatte die Matrix wirklich nicht mehr zu bieten?

Die Handlung von Matrix Revolutions lässt sich verkürzt so beschreiben (Achtung! Ende wird verraten, was notwendig wird um das Enttäuschende des Films zu erklären): Seitdem Neo in Matrix Reloaded die Wächter in der realen Welt durch seine eigene Kraft gestoppt hat liegt er in einer Art Koma und sein Bewusstsein ist gefangen in einer Dimension zwischen Matrix und realer Welt. Dort wird er von einem Typen namens Trainman im Auftrag des Merowinger gefangengehalten. Trinity und Morpheus eilen zu seiner Rettung und Neo erwacht wieder in der realen Welt. Vorher hat er noch beim Orakel vorbeigeschaut um sich Rat zu holen. Schließlich entscheidet er sich Richtung Maschinenstadt zu fliegen, Trinity begleitet ihn. Die Maschinen sind mittlerweile bis Zion vorgedrungen und stehen kurz davor die Stadt zu vernichten als Morpheus und Niobe die Stadt mit einem Schiff erreichen und die Maschinen lahmlegen in dem sie einen elektromagnetischen Impuls auslösen. Dummerweise sind jetzt auch die Maschinen der Menschen lahmgelegt und die nächsten Maschinen sind schon im Anflug. Die Aussicht scheint hoffnungslos doch dann stoppen die Maschinen ihren Angriff. Was ist geschehen?. Neo hat die Maschinenstadt erreicht und mit der obersten Maschine ausgehandelt das außer Kontrolle geratene Programm Agent Smith innerhalb der Matrix zu stoppen, das es sich zum Ziel gesetzt hat sowohl die Matrix als auch die reale Welt inklusive aller Maschinen komplett zu zerstören. Als Gegenleistung für Neos Rettung der Maschinenwelt soll der Krieg zwischen Mensch und Maschine ein Ende finden. Neo geht also ein letztes mal in die Matrix wo Agent Smith mittlerweile alle Menschen in sein Ebenbild verwandelt hat. Beim Finalen Kampf gewinnt Smith die Übermacht und schließlich opfert Neo sich um die Welt zu retten. Smith verwandelt Neo ebenso in sein Ebenbild, was sich als Fehler herausstellt, alle Agent Smiths werden von innenheraus zerstört. Fazit: Die Welt ist gerettet, Neo ist tot und es herrscht Frieden zwischen Mensch und Maschine.

Das erste Stück des Films ist sehr kopflastig. Gespräche Neos mit einem Programm in der Welt des Trainmans und mit dem Orakel sollen Neo und die Zuschauer wohl auf irgendetwas hinweisen. Verwirren aber mehr als zu erhellen. Nach einer halben Stunde weiß man genauso viel wie vorher. Stattdessen drängen sich neu Fragen auf: Wie konnte Neo in die Welt Trainmans gelangen ohne mit einer Maschine verbunden zu sein? Wie konnte er wieder aus der Matrix herausgelangen, obwohl sein Körper nicht mit ihr verbunden war? Alte Fragen bleiben ebenso unbeantwortet, vor allem, wie ist es Neo möglich die Maschine in der realen Welt zu stoppen? Der ganze Film gibt darauf keine Antwort, obwohl Neo noch entscheidenden Gebrauch von dieser Fähigkeit macht. Für mich der größe Störfaktor, da es keine logische Erklärung dieser Fähigkeit gibt, wenn Neo ein Mensch ist und wir uns in der realen Welt befinden. Der Film driftet so ins Fantastische ab und die Matrix verliert an Bedeutung. Neo wird zum Messias stilisiert der die menschlichen Grenzen überschreitet.

Das zweite Stück des Films ist dann das Gegenteil des ersten: Kopflose Action mit Rumgeballere bis zum Abwinken. Sicherlich ganz nett anzuschauen (viele werden gar begeistert sein) aber nicht zum Anspruch passend den Matrix zumindest im ersten Film noch hatte. Zudem wird auch hier die Matrix zu einem Randschauplatz abgewertet.

Im unvermeidlichen Finale kommt es dann zur unvermeidlichen Enttäuschung. Ein endgültige und möglicherweise überraschende Erklärung der Matrix und ihrer möglichen Zerstörung sollte alle Zweifel und Enttäuschungen der Filme 2 und 3 beseitigen. Die Fantasie der Fans war längst beflügelt, in der "Cinema" mutmaßte man gar schon, die Matrix sei in Wahrheit eine Erfindung der Menschen um die Maschinen unter Kontrolle zu halten und Neo dementsprechend eine Maschine. Eine mögliche Auflösung die zwar ebenfalls nicht unbedingt hundertprozentig Sinn macht, mir aber schon wesentlich besser gefallen hätte, da sie wesentlich überraschender gewesen wäre und mit weniger Action hätte auskommen können. Die macher von Matrix entschieden sich aber für eine sicherere Variante und machten lieber gar keine klare Aussage mehr zur Matrix und beschränkten die Auflösung der Story auf die Rettung Zions und der Maschinenwelt. Plötzlich galt es nicht mehr die Matrix auszuschalten, sondern ein böses Programm (Agent Smith) zu beenden, das selbst die Matrix vernichten wollte. Irgendwie paradox. Okay Agent Smith hatte es auch noch auf die reale Welt abgesehen, wie er es aber anstellen wollte als Programm der Matrix sich in dieser zu verbreiten wurde nie auch nur angedeutet. Das wäre ja wie wenn ein Windows-Programm es plötzlich auf meine Stereoanlage abgesehen hätte. Doch wer weiß, Maschinen und Programme sind schließlich auch nur Menschen.

Fazit: Auch wenn meine Betrachtungsweise von Matrix Revolutions überwiegend negativ ausfällt, so lohnt es sich dennoch den Film anzuschauen. Sofern man seine Erwartung herunterschraubt und Anfangs etwas Sitzfleisch beweißt kann man die restliche Zeit bestes Popcorn-Kino genießen. Technikfreaks werden von den Spezieleffekten sowieso wieder begeistert sein. Die Kritik am Film liegt aber eben auch genau darin, dass Matrix anfangs mehr war als nur Popcorn-Kino und Spezialeffekte und Matrix Revolutions genauso wie sein Vorgänger Matrix Reloaded am eigenen Anspruch gescheitert ist. Wahrscheinlich war der erste Matrix - Film einfach zu gut.

© Lars Rindfleisch

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