Matrix Nonsense
(Kritik zu "Matrix Revolutions")

Die Matrix dient zur Täuschung der Menschen -
Matrix Revolutions zur Enttäuschung der Menschen.
War Anfangs noch die Frage - what is the matrix?
- so stellt sich jetzt die Frage: Hatte die
Matrix wirklich nicht mehr zu bieten?
Die Handlung von Matrix Revolutions lässt
sich verkürzt so beschreiben (Achtung! Ende wird
verraten, was notwendig wird um das Enttäuschende
des Films zu erklären): Seitdem Neo in Matrix
Reloaded die Wächter in der realen Welt durch
seine eigene Kraft gestoppt hat liegt er in einer
Art Koma und sein Bewusstsein ist gefangen in
einer Dimension zwischen Matrix und realer Welt.
Dort wird er von einem Typen namens Trainman im
Auftrag des Merowinger gefangengehalten. Trinity
und Morpheus eilen zu seiner Rettung und Neo
erwacht wieder in der realen Welt. Vorher hat er
noch beim Orakel vorbeigeschaut um sich Rat zu
holen. Schließlich entscheidet er sich Richtung
Maschinenstadt zu fliegen, Trinity begleitet ihn.
Die Maschinen sind mittlerweile bis Zion
vorgedrungen und stehen kurz davor die Stadt zu
vernichten als Morpheus und Niobe die Stadt mit
einem Schiff erreichen und die Maschinen
lahmlegen in dem sie einen elektromagnetischen
Impuls auslösen. Dummerweise sind jetzt auch die
Maschinen der Menschen lahmgelegt und die nächsten
Maschinen sind schon im Anflug. Die Aussicht
scheint hoffnungslos doch dann stoppen die
Maschinen ihren Angriff. Was ist geschehen?. Neo
hat die Maschinenstadt erreicht und mit der
obersten Maschine ausgehandelt das außer
Kontrolle geratene Programm Agent Smith innerhalb
der Matrix zu stoppen, das es sich zum Ziel
gesetzt hat sowohl die Matrix als auch die reale
Welt inklusive aller Maschinen komplett zu zerstören.
Als Gegenleistung für Neos Rettung der
Maschinenwelt soll der Krieg zwischen Mensch und
Maschine ein Ende finden. Neo geht also ein
letztes mal in die Matrix wo Agent Smith
mittlerweile alle Menschen in sein Ebenbild
verwandelt hat. Beim Finalen Kampf gewinnt Smith
die Übermacht und schließlich opfert Neo sich
um die Welt zu retten. Smith verwandelt Neo
ebenso in sein Ebenbild, was sich als Fehler
herausstellt, alle Agent Smiths werden von
innenheraus zerstört. Fazit: Die Welt ist
gerettet, Neo ist tot und es herrscht Frieden
zwischen Mensch und Maschine.
Das erste Stück des Films ist sehr kopflastig.
Gespräche Neos mit einem Programm in der Welt
des Trainmans und mit dem Orakel sollen Neo und
die Zuschauer wohl auf irgendetwas hinweisen.
Verwirren aber mehr als zu erhellen. Nach einer
halben Stunde weiß man genauso viel wie vorher.
Stattdessen drängen sich neu Fragen auf: Wie
konnte Neo in die Welt Trainmans gelangen ohne
mit einer Maschine verbunden zu sein? Wie konnte
er wieder aus der Matrix herausgelangen, obwohl
sein Körper nicht mit ihr verbunden war? Alte
Fragen bleiben ebenso unbeantwortet, vor allem,
wie ist es Neo möglich die Maschine in der
realen Welt zu stoppen? Der ganze Film gibt
darauf keine Antwort, obwohl Neo noch
entscheidenden Gebrauch von dieser Fähigkeit
macht. Für mich der größe Störfaktor, da es
keine logische Erklärung dieser Fähigkeit gibt,
wenn Neo ein Mensch ist und wir uns in der realen
Welt befinden. Der Film driftet so ins
Fantastische ab und die Matrix verliert an
Bedeutung. Neo wird zum Messias stilisiert der
die menschlichen Grenzen überschreitet.
Das zweite Stück des Films ist dann das
Gegenteil des ersten: Kopflose Action mit
Rumgeballere bis zum Abwinken. Sicherlich ganz
nett anzuschauen (viele werden gar begeistert
sein) aber nicht zum Anspruch passend den Matrix
zumindest im ersten Film noch hatte. Zudem wird
auch hier die Matrix zu einem Randschauplatz
abgewertet.
Im unvermeidlichen Finale kommt es dann zur
unvermeidlichen Enttäuschung. Ein endgültige
und möglicherweise überraschende Erklärung der
Matrix und ihrer möglichen Zerstörung sollte
alle Zweifel und Enttäuschungen der Filme 2 und
3 beseitigen. Die Fantasie der Fans war längst
beflügelt, in der "Cinema" mutmaßte
man gar schon, die Matrix sei in Wahrheit eine
Erfindung der Menschen um die Maschinen unter
Kontrolle zu halten und Neo dementsprechend eine
Maschine. Eine mögliche Auflösung die zwar
ebenfalls nicht unbedingt hundertprozentig Sinn
macht, mir aber schon wesentlich besser gefallen
hätte, da sie wesentlich überraschender gewesen
wäre und mit weniger Action hätte auskommen können.
Die macher von Matrix entschieden sich aber für
eine sicherere Variante und machten lieber gar
keine klare Aussage mehr zur Matrix und beschränkten
die Auflösung der Story auf die Rettung Zions
und der Maschinenwelt. Plötzlich galt es nicht
mehr die Matrix auszuschalten, sondern ein böses
Programm (Agent Smith) zu beenden, das selbst die
Matrix vernichten wollte. Irgendwie paradox. Okay
Agent Smith hatte es auch noch auf die reale Welt
abgesehen, wie er es aber anstellen wollte als
Programm der Matrix sich in dieser zu verbreiten
wurde nie auch nur angedeutet. Das wäre ja wie
wenn ein Windows-Programm es plötzlich auf meine
Stereoanlage abgesehen hätte. Doch wer weiß,
Maschinen und Programme sind schließlich auch
nur Menschen.
Fazit: Auch wenn meine Betrachtungsweise von
Matrix Revolutions überwiegend negativ ausfällt,
so lohnt es sich dennoch den Film anzuschauen.
Sofern man seine Erwartung herunterschraubt und
Anfangs etwas Sitzfleisch beweißt kann man die
restliche Zeit bestes Popcorn-Kino genießen.
Technikfreaks werden von den Spezieleffekten
sowieso wieder begeistert sein. Die Kritik am
Film liegt aber eben auch genau darin, dass
Matrix anfangs mehr war als nur Popcorn-Kino und
Spezialeffekte und Matrix Revolutions genauso wie
sein Vorgänger Matrix Reloaded am eigenen
Anspruch gescheitert ist. Wahrscheinlich war der
erste Matrix - Film einfach zu gut.
© Lars Rindfleisch
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